Shooting mit Kindern – Tipps, Tricks und Erfahrungen aus der Praxis
Wer schon einmal Kinder fotografiert hat, weiss: Kein Shooting ist wie das andere. Kinder sind ehrlich, spontan, wild, manchmal schüchtern – aber immer echt. Genau das macht die Kinderfotografie so besonders, aber auch so herausfordernd.
In diesem Beitrag möchte ich meine Erfahrungen und Tipps teilen, die ich über die Jahre gesammelt habe. Ich zeige dir, wie du Kinder-Shootings stressfrei, kreativ und vor allem natürlich gestalten kannst – egal, ob du als Profi arbeitest oder einfach wunderschöne Erinnerungen deiner eigenen Kinder festhalten möchtest.
Ein Kinder-Shooting sollte gut vorbereitet, aber nicht durchgeplant sein. Ich bespreche mit den Eltern im Vorfeld immer ein paar grundlegende Dinge: Wo soll das Shooting stattfinden? Welche Kleidung passt zum Stil? Gibt es Spielzeuge oder Accessoires, die das Kind liebt?
Ich rate aber davon ab, ein zu starres Konzept zu haben. Kinder lassen sich nicht in ein Drehbuch pressen – und das ist auch gut so! Ein gewisser Freiraum sorgt dafür, dass authentische Momente entstehen.
Mein Tipp: Plane lieber etwas mehr Zeit ein. Kinder brauchen manchmal ein paar Minuten, um sich an die Kamera (und an dich) zu gewöhnen. Stress und Hektik übertragen sich sofort auf die Stimmung – und das sieht man später auf den Bildern.
Bevor ich überhaupt die Kamera in die Hand nehme, versuche ich, eine Verbindung zum Kind aufzubauen. Ich unterhalte mich, spiele kurz mit ihm, zeige vielleicht sogar die Kamera und lasse es durch den Sucher schauen. So wird das Shooting zu einem Spiel – nicht zu einer ernsten „Foto-Session“.
Ich duze die Kinder fast immer und lasse sie spüren, dass sie nichts falsch machen können. Gerade bei schüchternen Kindern hilft es, die Kamera erstmal beiseitezulegen und einfach ein bisschen Vertrauen aufzubauen.
Wenn das Eis gebrochen ist, läuft alles wie von selbst.
Profi-Tipp: Ich habe oft ein paar kleine Helfer in der Tasche – Seifenblasen, Luftballons oder bunte Tücher. Sie sind nicht nur schöne Requisiten, sondern helfen auch, die Stimmung aufzulockern. Ein Lächeln, das aus echtem Spass entsteht, ist unbezahlbar.
Ich liebe Outdoor-Shootings mit Kindern – in der Natur entstehen einfach die schönsten, natürlichsten Bilder. Wiesen, Wälder, Spielplätze oder der eigene Garten bieten unendlich viele Möglichkeiten. Kinder können sich dort frei bewegen, rennen, springen, lachen – und genau das möchte ich einfangen.
Auch zu Hause zu fotografieren hat seinen Reiz: Das Kind ist in vertrauter Umgebung, fühlt sich sicher und zeigt sich von seiner echten Seite. Kuschelfotos auf dem Sofa, Spielen im Kinderzimmer oder Toben auf dem Bett – das sind Momente, die echtes Leben zeigen.
Licht ist dabei das A und O. Ich fotografiere am liebsten früh morgens oder am späten Nachmittag, wenn das Licht weich und warm ist. Mittagslicht ist oft zu hart – ausser man findet einen schönen Schattenplatz.
Kinder bewegen sich – viel! Daher ist eine schnelle Reaktion gefragt. Ich fotografiere meist im Serienbildmodus, um den perfekten Moment nicht zu verpassen. Der Augen-Autofokus meiner Kamera (Sony Alpha 6700) ist hier Gold wert, weil er selbst bei Bewegung zuverlässig scharfstellt.
Ich verwende meist eine kurze Verschlusszeit (1/250 s oder schneller) und eine offene Blende (z. B. f/2.0 bis f/2.8), um das Kind freizustellen und den Hintergrund schön weich zu halten. Dadurch wirken die Bilder lebendig und trotzdem ruhig.
Bei Kindern gilt: Emotion schlägt Perfektion. Lieber ein leicht verwackeltes, aber echtes Lachen als ein technisch perfektes, aber gestelltes Porträt.
Ich empfehle den Eltern immer, die Outfits ihrer Kinder aufeinander abzustimmen, ohne sie zu überladen. Zu viele Muster oder grelle Farben lenken ab. Am besten wirken neutrale, erdige Töne oder Pastellfarben. Barfuss auf einer Wiese oder im Sand? Perfekt! Kinder fühlen sich wohler, wenn sie sich bewegen dürfen – und das sieht man den Bildern an.
Ein Lieblingsstofftier oder eine Kuscheldecke kann zusätzlich helfen, das Kind zu entspannen und gleichzeitig einen persönlichen Akzent setzen. Solche Details machen die Fotos später einzigartig.
Ich halte nichts von „Bitte lächeln“-Momenten. Kinder reagieren authentisch, wenn man sie nicht in feste Posen zwingt. Ich lasse sie lieber spielen, rennen, entdecken – und halte die Kamera bereit.
Wenn ich merke, dass ein Kind eine kurze Pause braucht, mache ich sie. Manchmal entstehen gerade dann die schönsten Bilder – wenn das Kind müde ist, den Kopf auf Mamas Schulter legt oder einfach in Gedanken versinkt.
Mein Leitsatz: Ich fotografiere nicht, wie Kinder aussehen – ich fotografiere, wer sie sind.
Eltern sind während des Shootings eine wichtige Stütze – aber manchmal auch eine Herausforderung. Manche Eltern möchten gerne ständig eingreifen oder Anweisungen geben („Jetzt lach doch mal!“). Das erzeugt Druck.
Ich erkläre deshalb vorab, dass Kinder am besten reagieren, wenn sie einfach sie selbst sein dürfen. Eltern dürfen natürlich mitmachen, aber eher im Hintergrund. Wenn sie entspannt sind, sind es die Kinder meistens auch.
Gleichzeitig beziehe ich die Eltern bewusst mit ein – etwa bei Familienfotos oder Kuschelmomenten. Diese Bilder sind oft die emotionalsten des ganzen Shootings.
Manchmal reicht ein kleiner Impuls, um grosse Emotionen hervorzurufen. Hier ein paar meiner Lieblingsmethoden:
Ich fotografiere dabei oft aus der Hocke oder sogar vom Boden aus, um auf Augenhöhe mit dem Kind zu sein. So wirkt das Bild persönlicher und das Kind steht im Mittelpunkt.
In der Bildbearbeitung halte ich mich bewusst zurück. Kinder haben von Natur aus wunderschöne Hauttöne, und ich möchte keine künstliche Perfektion erzeugen. Ich korrigiere nur minimal: Belichtung, Farben, eventuell kleine Flecken oder Kratzer.
Wichtiger ist für mich, die Stimmung zu bewahren – warm, weich und lebendig.
Manchmal lasse ich auch bewusst kleine Unschärfen oder Bewegungen im Bild. Sie erinnern daran, dass Kinder eben nicht stillhalten – und das ist genau das, was ihre Bilder so besonders macht.